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26.06.2024

Bilder einer Ausstellung – Gekonnt gezeichnete Klanggemälde (Gießener Anzeiger)

Sorgte für das erste musikalische Glanzlicht: Louise Schneider. Foto: Schultz © Schultz

Klaviertalente der Musikschule Gießen überzeugen mit Stücken von Modest Mussorgski im Hermann-Levi-Saal des Rathauses.

Gießen . Einen bemerkenswerten Musikabend erlebten die Besucher des Fachbereichskonzerts Klavier im Hermann-Levi-Saal des Rathauses. Etwa ein Dutzend Schülerinnen und Schüler der Musikschule präsentierten Stücke aus Modest Mussorgskis vor 150 Jahren entstandenem Werk »Bilder einer Ausstellung«. Ihre Lehrerin Josephin Kiefer sorgte als Erzählerin für eine stimmungsvolle Umrahmung. Das Publikum im sehr gut besuchten Saal lauschte gespannt und sparte nicht mit Applaus.

Der Hintergrund wurde eingenommen von großen Dias diverser Kunstwerke, die den russischen Komponisten einst inspirierten. Das vermittelte attraktiv und schlüssig die selten erlebte optische Ergänzung der bekannten Werke. »Wir haben uns mit den Schülern in den vergangenen Monaten mit einem der wichtigsten Musikzyklen des 19. Jahrhunderts beschäftigt, einem sehr anspruchsvollen Werk«, erklärte eingangs des Programms der Leiter und Musiklehrer Allan Duarte Manhas. Gelegentlich hatten die Schüler dabei die Chance, vierhändig zu musizieren. Und wenn ein passender Partner fehlte, sprang er selbst als zweiter Solist ein.

Das Publikum erlebte mithin weit mehr als ein unaufgeregtes Präsentieren von Lernergebnissen, obgleich das auch schon interessant gewesen wäre. Die Teilnehmer zeigten durchweg hörenswerte, zum Teil sogar höchst bemerkenswerte und engagierte Leistungen.

Das erste Glanzlicht bot Louise Schneider mit dem »Gnom«. Sie zeigte Ausdruck, musizierte sicher und differenziert und kraftvolle Dynamik. Ebenfalls auf hohem Level agierte Barbara Botthof mit der weltbekannten »Promenade«. Selbst in diesem kurzen Werk konnte sie eindrucksvoll den kraftvollen Ausdruck entstehen lassen. Und freute sich zugleich, dass im Levi-Saal ein so hochwertiger Flügel zur Verfügung steht. Die Schüler trauten sich öfters, ihn auch zu hohen Laustärken zu bringen, schön.

Einer der jüngsten Teilnehmer war Nelson Davoyan, der vierhändig zusammen mit Manhas musizierte. Luisa Langer und Mia Geller gelangen bei ihrer Wiedergabe der »Promenade« ebenfalls respektable Leistungen. Und so blitzten immer mehr Glanzlichter auf. Julia Vlasenko zeigte mit dem flott musizierten »Marktplatz von Limoges« reichlich Temperament, blieb zugleich inhaltlich sicher und spielte transparent: toll. Maria Gaitatzi (»Katakomben«) muszierte differenziert und präzise, um dann zum Ausklang machtvoll in die Tasten zu greifen, da fehlte nichts.

Isabelle Stocker und Maria Gaitatzi (»Mit den Toten in der Sprache der Toten«) zeichneten ein interessantes Klanggemälde. Und schließlich musizierte Pauline Gruber (»Das Heldentor«) machtvoll wie Donnerhall, wobei sie die Dynamik adäquat gestaltete. Sauber und mit Engagement realisiert, war das der amtliche Schlussklang des Programms. Verdienter Riesenbeifall auch für alle anderen Teilnehmer: eine eindrucksvolle und unterhaltsame Vorstellung.