Fünf stunden lang Bandbreite gezeigt (Gießener Anzeiger)

Fünf Stunden Musik und Gesang: Der Auftritt von diesmal 110 Schülern bot eine klangliche Vielfalt und ein überaus buntes Programm auf dem Gießener Hausberg.
Gießen . »Bunte Töne« war das Motto der Musikschule Gießen beim Gastspiel im Rahmen des Musikalischen Sommers auf dem Schiffenberg. Fünf Stunden Musik und Gesang: Der Auftritt von diesmal 110 Schülern bot eine klangliche Vielfalt und ein überaus buntes Programm auf dem Gießener Hausberg. Es ist dies auch das längste Konzert im Rahmen der Traditionsveranstaltung, vielleicht sogar auch eines der vielseitigsten Konzerte, das zahlreiche Facetten der Musik zu bieten hat und zum Mitmachen und Selbstversuch anregt. Genutzt werden beim Gastspiel der Musikschule stets die Basilika und die Open-Air-Bühne.
Stimmungen gut transportiert
Zur Eröffnung des Nachmittags in der Basilika erklang die »Simple Symphony« von Benjamin Britten, ein Werk, in dem der Komponist in jedem der vier Sätze zwei musikalische Themen aus seiner Kindheit verarbeitet hat. Das Kammerorchester unter der Leitung von Martin Gärtner präsentierte sich in Bestform und zauberte klanglich und dynamisch sehr differenziert die unterschiedlichsten Stimmungen, von fröhlich aufgeregt bis ruhig und gefühlvoll, in den Kirchenraum. Eine Besonderheit bot der zweite Satz: In »Playful Pizzicato« wurden die Instrumente nur gezupft und ließen einen ganz eigenen Klang hören, während draußen der Regen rauschte.
Ein Dutzend weitere Instrumental-Ensembles zeigten ihr Können. Die allerersten Anfänge des Zusammenspiels meisterten die von Musikschul-Leiterin Katja Marauhn dirigierten »Streichhölzer«, während das nachfolgende junge Streichquartett bereits deutlich selbstständiger agierte. Mit Schwung präsentierte der Streicherspielkreis unter Kerstin Widmann seine nun schon anspruchsvolleren Stücke.
Gutes und aufmerksames Zusammenspiel zeigten das Gitarrenensemble der Musikschule unter Knut Kramer und Arne Kühr und der Gitarrenkreis aus dem Kooperationsprojekt mit der Liebigschule unter der Leitung von Thomas Bernsdorff mit dem »Four-Chords Medley«.
Nach diesen leisen Klängen hatten die Gießener »SaxoFöne« unter Hans Kreuzinger ihren Auftritt mit Hits aus Jazz und Filmmusik. Der Gitarrenkreis der Erwachsenen unter Joachim Hausdörfer entführte dagegen wieder in die Welt der Alten Musik. Wunderbar, wie diese Stücke aus dem Frühbarock, bei denen nicht nur gespielt, sondern auch gesungen wurde, in die Akustik der Basilika passten und eine ganz besondere Stimmung erzeugten.
Nach kurzer Pause folgte der Auftritt des 19-köpfigen Querflötenensembles unter Susanne Oehler und Regina Wendt. Die jugendlichen Bläser überzeugten vor allem mit ihren harmonisch und rhythmisch schwierigen modernen Stücken und begeisterten das Publikum vollends mit »Thank you for the Music«. Volkstümliche Stücke von Irland bis Osteuropa präsentierten die Akkordeon-Ensembles der Kinder und der Erwachsenen; beide unter der Leitung von Sabine Raatz-Bernhard.
Tolles Hörner-Finale
Vom Blockflötentrio unter Gerd Schulz erklang tänzerische Musik aus der Barockzeit, differenziert und gut artikuliert. Den krönenden Abschluss in der Basilika übernahmen die acht Hörner des von Alvaro Artunedo geleiteten Horn-Ensemble. Ihr Klang erfüllte nicht nur den Kirchenraum, sondern sorgte auch draußen für Aufmerksamkeit. Fluch der Karibik war natürlich der passende Rausschmeißer zum Abschluss. Zum Glück hatte war der Regen inzwischen der Sonne gewichen, so dass die Rock’n’Roll-Community der Musikschule nun auf der Bühne im Klosterhof ihr Programm aus Pop und Rock präsentieren konnte.
Mit bekannten Songs von Tina Turner, Blondie, Sade, Metallica, Linkin Park, Radiohead und anderen unterhielten die Schüler vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter gemeinsam mit ihren Lehrkräften in jeweils wechselnden Besetzungen ein begeistertes Publikum. Die Stimmung war so gut, dass erst nach zwei Zugaben endgültig Schluss war. Rundum also ein überaus gelungener Nachmittag und Abend für die Musikschule.