„Erlkönig“ knackig und dramatisch
Von Heiner Schultz (Gießener Anzeiger)
GIESSEN „Es geht endlich wieder los“, freute sich Gabriela Tasnadi von der Musikschule Gießen, als sie das Konzertprogramm „Musik, Musik, Musik“ ankündigte – eine Mischung aus Solovorträgen und einem Auftritt des Frauenchors „Fermata“. Als Begleiter fungierte der bewährte und kompetente Hermann Wilhelmi am Klavier.
Die reduzierten Plätze im Hermann-Levi-Saal waren alle besetzt, als die ganz junge Rebecca Horlacher mutig das Konzert eröffnete. Ihre Version von „By Strauß“ klang schön klar und kräftig, mit deutlichen Spuren von Eigenständigkeit. „Tightrope“, einen Titel aus dem Film „The Greatest Showman“, realisierte sie im korrekten Duktus: sicher im Genre und mit gut verarbeiteten stimmlichen Grenzen, noch nicht ganz rund, aber glaubhaft im Ton.
Filip Schuffert überzeugte mit drei stimmigen klassischen Liedvorträgen, den Vogel schoss er mit seiner schön farbigen, knackig dramatisch realisierten Fassung des „Erlkönigs“ ab. Gut getroffene, adäquate Stimmung; Hermann Wilhelmi donnerte versiert auf dem Flügel dazu – schwer romantisch das Ganze.
Lea Schubert glänzte mit „With one look“ (aus Sunset Boulevard“ von A. L. Webber). Die Stimme rund, der Ausdruck sicher und das Timing auf den Punkt: ein Glanzlicht.
Anna Sidorenko traf bei „Lost Boy“ von Ruth B. den richtigen Ausdruck, gut im Umfang, klar, sicher und nicht zuletzt mit korrekter englischer Aussprache; wichtig im Musical.
Die zweite Hälfte des Konzerts bestritt das verminderte Ensemble „Fermata“. Unter der Leitung Gabriela Tasnadi präsentierte man ein Potpourri aus Pop und Rock, als erstes Nenas „Wunder geschehen“ mit sehr schöner Präsenz, Klarheit und Stabilität, vielleicht einen Tick zu langsam. Originell mit trügerischer Lieblichkeit musizierten die Sängerinnen die „Warteschleife“ (O. Gies). Richtig gut gelangen die Traditionals „The water is wide“ und „Bring me a little water sylvie“. Das war sicher in den Grenzen der Stimmlichkeit realisiert, mit gutem Zusammenklang und stabil. Flotter Abschluss mit Queens „We will rock you“-Medley, das zart, stimmungsvoll, aber teilweise etwas kraftlos geriet: Dennoch ein unterhaltsamer und interessanter Einblick in die Arbeit der Institution, in der die neuen Gesangsprofis hergestellt werden.